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„ControlCOVID“-Strategie: Wie das RKI lockern will

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„ControlCOVID“-Strategie: Wie das RKI lockern will

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Stand: 23.02.2021 21:04 Uhr

Die Lockerungsdebatte ist in vollem Gange. Nun hat auch das Robert Koch-Institut dazu Stellung genommen – und einen Vier-Stufen-Plan entworfen, der den Weg zu vollständigen Öffnungen sicherer machen soll.

Angesichts der aktuellen Debatte um mögliche Lockerungen der Corona-Auflagen in Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) einen Leitfaden zur Entwicklung von Stufenkonzepten zum Ausstieg aus dem Lockdown veröffentlicht.

„ControlCOVID“ als Leitfaden für Lockerungen

Seiner Strategie gibt das RKI in dem zwölfseitigen Papier den Titel „ControlCOVID“. Diese solle „als Hilfestellung verstanden werden, die die Entwicklung von Stufenplänen für den Einsatz bevölkerungsbezogener antiepidemischer Maßnahmen möglichst evidenzbasiert unterstützt“. Das übergeordnete Ziel sei, die Zahl der schweren Erkrankungen, Langzeitfolgen und Todesfälle durch Covid-19 zu minimieren und eine Überlastung des Gesundheitssystems nachhaltig zu vermeiden.

Das RKI stellt grundlegend fest, dass Maßnahmen gegen das Coronavirus weiterhin vonnöten sind, bis der für eine flächendeckende Immunität erforderliche Impfschutz in der Bevölkerung erreicht ist.

Maßnahmen nötig – aber verhältnismäßig

Die zentralen Punkte sind dafür laut RKI die Reduktion von Neuinfektionen, die Unterbrechung der „diffusen Zirkulation“ des Virus in der Bevölkerung, die Vermeidung eines Wiederanstiegs der Fallzahlen, effektive Testung und Kontaktpersonennachverfolgung, umfassende Impfungen und der besondere Schutz gefährdeter Personengruppen.

All das soll unter „Minimierung ungewollter Folgen für die Gesellschaft“ geschehen. Sämtliche Maßnahmen müssen nach Ansicht des RKI also kontinuierlich auf Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit überprüft werden.

Vier-Stufen-Plan

Das „ControlCOVID“-Modell sieht vier Stufen von Lockerungen vor. Diese sind an Voraussetzungen geknüpft – allerdings nicht ausschließlich an die Höhe des Inzidenzwerts. Bislang legt die Bundesregierung eine bundesweite Inzidenz von 35 für die Entscheidung zu umfassenderen Lockerungen zugrunde. Die Inzidenz reicht dem RKI zufolge aber als einziger Indikator für die Abbildung des komplexen Infektionsgeschehens nicht aus.

Das RKI plädiert nun in seinem Papier für drei weitere Indikatoren, die zu beachten seien, um die epidemische Lage lokal einschätzen zu können: der Anteil intensivmedizinisch behandelter Corona-Fälle an der Gesamtzahl der betreibbaren Intensivbetten, die wöchentliche Inzidenz hospitalisierter Fälle unter den über 60-Jährigen sowie der Anteil der Kontaktpersonen, die nachverfolgt werden können.

Einschränkungen in verschiedenen „Intensitätsstufen“

Auf der höchsten, in einem Schaubild rot markierten „Intensitätsstufe 3“ des Konzepts liegt der Inzidenzwert bei mehr als 50, die Intensivbetten sind zu mindestens zwölf Prozent ausgelastet. Das RKI empfiehlt bei diesem Szenario unter anderem Treffen in Innenräumen nur mit der Familie, geschlossene Lokale und Geschäfte sowie Distanzunterricht oder Schulschließungen.

Auf Intensitätsstufe 2 liegt der Inzidenzwert zwischen 50 und 35, die Intensivbettenauslastung bei zwölf bis fünf Prozent. Auf dieser Stufe schlägt das RKI vorsichtige Öffnungen mit Schutzkonzepten und Auflagen im Kultursektor und im Einzelhandel vor, Lokale sollten weiterhin geschlossen bleiben. Drinnen sollten sich weniger als zehn Menschen treffen dürfen.

Intensitätsstufe 1 und die unterste, sogenannte Basisstufe, unterscheiden sich nur durch unterschiedliche Vorgaben für Treffen in Innenräumen und unter freiem Himmel. Auf Intensitätsstufe 1, bei einer Inzidenz zwischen 35 und zehn, empfiehlt das RKI Zusammenkünfte von weniger als 50 Menschen in Innenräumen und weniger als 500 draußen. Auf der Basisstufe, bei einer Inzidenz von unter zehn, könnten sich unter 100 Menschen drinnen und unter 1000 im Freien treffen.

Ambitionierte Ziele für Ende der Einschränkungen

Die weitreichendsten Zielmarken, die das RKI in seinem Papier nennt, sind ambitioniert: Eine Sieben-Tage-Inzidenz von zehn und ein Anteil von Corona-Intensivpatienten an der Intensivbetten-Kapazität von weniger als drei Prozent sind für die Basisstufe der „ControlCOVID“-Strategie vorgesehen. Nur dann könne die Kontaktpersonen-Nachverfolgung, das Ausbruchsmanagement und eine Entlastung der Intensivstationen kontiuierlich gesichert werden, so das RKI.

Derzeit liegt der bundesweite Inzidenzwert bei 60,5 – laut „ControlCOVID“ also in der höchsten Intensitätsstufe 3. Es gibt allerdings regionale Schwankungen zwischen 119,8 in Thüringen und 44,9 in Baden-Württemberg.

Merkel plant vorsichtige Öffnung trotz dritter Welle

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich in der Debatte um Lockerungen zu Wort gemeldet. Sie sieht eine dritte Corona-Welle durch Deutschland rollen und will deshalb nur behutsam aus dem Lockdown. Es gebe drei Stränge, bei denen man Schritt für Schritt öffnen wolle, sagte Merkel nach Angaben von Teilnehmern in einer Online-Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Merkel sagte nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa, die Tatsache, dass es eine dritte Corona-Welle gebe, könne nicht wegdefiniert werden. Man müsse mit der Mutation des Virus leben. Die Kanzlerin nannte als mögliche Öffnungsstränge die persönlichen Kontaktbeschränkungen sowie Bildung und Wirtschaft. Die Schritte sollten klug mit den erweiterten Testmöglichkeiten zusammengebracht werden.

Am 3. März wird Merkel mit den Ministerpräsidentinnnen und Ministerpräsidenten über das weitere Vorgehen in der Pandemie und mögliche Lockerungen der Corona-Maßnahmen beraten.

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