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Corona-Pandemie: Teures Testen
Stand: 05.08.2021 07:33 Uhr
Für die kostenlosen Corona-Bürgertests hat der Bund laut einem Bericht bislang 3,7 Milliarden Euro gezahlt. Während Verbände die geplante Abschaffung der Tests kritisieren, sehen Apotheker die Chance, dadurch die Impfbereitschaft zu erhöhen.
Bislang können sich Bürgerinnen und Bürger kostenlos auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen. Dieses Angebot hat den Bund einem Bericht zufolge in diesem Jahr bereits rund 3,7 Milliarden Euro gekostet. Die Angaben stammten vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), teilte das Bundesgesundheitsministerium laut der „Rheinischen Post“ mit.
Die Summe teilt sich dabei in verschiedene Posten auf. Demnach zahlte der Bund für Leistungen der Labordiagnostik in Höhe von 782 Millionen Euro, 1,084 Milliarden Euro Sachkosten für die Antigen-Schnelltests und weitere Leistungen gemäß der aktuellen Testverordnung in Höhe von knapp 1,75 Milliarden Euro, worunter insbesondere die Abstrichnahmen fallen. Zusätzlich übernahm der Bund dem Bericht zufolge in diesem Jahr rund 74 Millionen Euro für Tests in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Obdachlosenunterkünften.
Gesundheitsministerium will Gratistests abschaffen
Derzeit wird allerdings darüber diskutiert, die Kostenbefreiung bei den Tests künftig für all jene zu beenden, für die es eine Impfempfehlung gibt. Das Bundesgesundheitsministerium hat dies für Mitte Oktober vorgeschlagen. Es wird davon ausgegangen, dass alle, die eine Impfung wollen, bis dahin vollen Impfschutz haben können. Weiterhin kostenfrei blieben die Tests für Kinder, solange es für sie keine Impfempfehlung gibt, und Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht unterstützt diesen Vorstoß. Sobald alle, die sich impfen lassen könnten, ein Impfangebot erhalten hätten, stelle sich durchaus die Frage, ob die Tests dann auch weiterhin von der Allgemeinheit bezahlt werden könnten, so die SPD-Politikerin. Dabei gehe es nicht um beispielsweise Schwangere oder Vorerkrankte, sondern um Personen die sich aus einer bewussten Entscheidung heraus nicht impfen lassen wollten.
Kritik von Wohlfahrtsverbänden
Ähnlich sieht es auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Wer die Impfung verweigere, treffe eine persönliche Entscheidung, deren Folge der Staat nicht finanzieren müsse, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem „Handelsblatt“. „Die flächendeckenden kostenlosen Bürgertests für alle verschlingen große Summen an Steuergeldern, die besser in weitere Impfkampagnen investiert werden sollten.“
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Maria Klein-Schmeink, kritisierte den Vorstoß dagegen. Das Ministerium lasse offen, wie das Fortbestehen der Testinfrastruktur gewährleistet werden solle. Es sei auch nicht zu verantworten, wenn sich im Falle zunehmenden Infektionsgeschehens im Herbst nur Besserverdienende testen ließen.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, warnte vor den sozialen Folgen. „Für uns als Wohlfahrtsverband ist wichtig, dass all diejenigen, die sich nicht testen lassen können und für die keine Impfempfehlung der STIKO vorliegt, weiterhin kostenlose Corona-Tests bekommen müssen“, sagte er dem Blatt.
Apothekerkammer sieht Chance für mehr Impfbereitschaft
„Es wäre deshalb fatal, wenn die Bundesregierung sich jetzt aus der Verantwortung stiehlt und Testangebote zurückzieht“, sagte auch der parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte. Menschen, die nicht geimpft werden könnten, seien darauf angewiesen, dass Infektionen schnell erkannt würden. Korte sprach sich für eine groß angelegte Impfinformations- und Aufklärungskampagne aus, um zweifelnde Menschen von der Impfung zu überzeugen.
Eine Chance in dem Vorstoß des Gesundheitsministeriums sieht dagegen die Bundesapothekerkammer (BAK). Sie rechnet bei kostenpflichtigen Tests mit einer steigenden Impfbereitschaft, wie Kammerpräsident Thomas Benkert sagte.
Corona: Gratis-Schnelltests kosten Steuerzahler Milliarden
Kai Clement, ARD Berlin, 5.8.2021 · 07:43 Uhr
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BILD.DirEinDuHättestEineMeinung
05.08.2021 • 08:48 Uhr
…ttestEineMeinung #Wieviel haben wir zuviel ausgegeben…
… weil die Regeln für die Tests zumindest am Anfang vom Bundesgesundheitsministerium unter Führung von Jens Spahn so dilettantisch waren und zum Betrug einluden? Ja, wir brauchten Testcenter und nein, es gab noch keine Infrastruktur die diese Zahl an Schnelltests hätte leisten können. Was dort beschlossen wurde – von den überhöhten Entgelten, über praktisch nicht vorhandenen Dokumentationspflichten über die Erbringung von Leistungen durch die Testcenter, bis hin zur fehlenden Kontrolle – klingt eher als hätte man ein Geschäftsmodell für Betrüger schaffen wollen, als eine funktionale Testinfrastruktur. Ansätze zum Nachforschen gibt es genug: Der Betrug dürfte mit besonders hohe Testraten im betreffenden Gebiet und besonders niedrigen Positivquoten einhergehen. Ich denke das wäre doch mal ein Rechercheauftrag für investigative Journalisten. Die (übrigens von den öffentlich rechtlichen Medien) haben den Skandal ja bereits aufgedeckt. Jetzt würde mich das Ausmass interessieren.