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Corona-Tests: Kaum Kontrollen bei Einreisen
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Exklusiv
Stand: 09.03.2021 14:45 Uhr
Nur bei einem Bruchteil der aus dem Ausland einreisenden Personen wird kontrolliert, ob ein negatives Corona-Testergebnis vorliegt. Das zeigen Recherchen des ARD-Politikmagazins Report Mainz.
Von Monika Anthes und Alexander Moskovic,
SWR
Die Bundespolizei hat an deutschen Flughäfen zwischen dem 14. Januar und dem 17. Februar 2021 lediglich bei rund 176.000 Reisenden überprüft, ob ein negatives Corona-Testzertifikat vorliegt. Dabei sind von Jahresbeginn bis Mitte Februar mehr als 1,5 Millionen Menschen aus einem Risiko-, Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet nach Deutschland eingereist und haben sich über eine Einreisemeldung registriert. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag hervor, die Report Mainz exklusiv vorliegt.
Engmaschige Kontrollen – Fehlanzeige
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther kritisiert Kontrolle und Testung von Reisenden. „Unsere Anfrage hat klar gezeigt, dass die Bundesregierung überhaupt keine Strategie oder Konzept hat, was die Reiserückkehrer angeht. Es wird nur jeder Sechste oder Siebte – je nachdem, wie man es liest – überhaupt kontrolliert, ob er einen negativen Test vorzuweisen hat“, sagte er Report Mainz. Wenn Reisen normalisiert werden sollten, müsse gewährleistet sein, dass jeder kontrolliert wird. „Das ist ein Schlüssel zum sicheren Reisen“, so Reuter.
Nachweise über Negativ-Test leicht zu manipulieren
Zudem zeigen die Recherchen von Report Mainz, dass es für negative Corona-Testnachweise keine überprüfbaren, einheitlichen Standards gibt. Damit sind sie leicht manipulierbar.
So konnte ein Deutscher, der aus dem Virusvariantengebiet Brasilien kam, problemlos mit einem am PC selbst verfassten Negativ-Test in Papierform nach Deutschland einreisen. Bei der Kontrolle erkannte die Bundespolizei die Fälschung nicht.
Gefälschtes Corona-Zertifikat aus der Ukraine.
Bild:
Mit diesem Fall konfrontiert, teilt die Bundespolizei Report Mainz mit, solche Fälle seien ihr bekannt. Aber die Beamten seien geschult. Doch wie genau die Bundespolizei die Fälschungen von negativen Testzertifikaten erkennt, dazu wollte die Bundespolizei aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine Angaben machen.
Online-Handel mit Negativ-Tests
Darüber hinaus bieten professionelle Fälscher über Internetseiten oder Messenger-Dienste weltweit negative „Fake-Corona-Testzertifikate“ an.
Report Mainz gelang der Ankauf solcher Zertifikate in Russland und der Ukraine. Innerhalb weniger Stunden war es möglich, für einen Betrag von weniger als 20 Euro einen gefälschten negativen Corona-Testnachweis zu erwerben.
Europol warnte bereits im Februar vor gefälschten Tests. Auch die deutsche Polizei berichtet immer wieder über Fälle von Einreisen mit gefälschten Testergebnissen, zum Beispiel an der Grenze zu Österreich oder Polen.
Ende Februar stoppte die Polizei im sächsischen Hagenwerder an der Grenze zu Polen einen Kleintransporter mit ukrainischem Kennzeichen. Alle sechs Reisenden hatten ein gefälschtes Testzertifikat bei sich.
Forderung nach verpflichtenden Tests bei der Ankunft
Auf Bundesebene kritisiert nicht nur die Opposition die deutsche Teststrategie. Auch innerhalb der Regierungsparteien gibt es Forderungen nach besseren Test- und Einreisekonzepten. CDU-Politiker Patrick Sensburg sagte im Interview mit Report Mainz: „Wenn Menschen ohne Test, ohne Überprüfung zurückkommen, da werden welche dabei sein, die sich infiziert haben und die muss ich natürlich herausfiltern.“ Er sei für verbindliche Tests an Flughäfen bei der Einreise.
Flächendeckende Tests von Reiserückkehrern hatte es bereits im Spätsommer 2020 gegeben. Peter Bauer von der Firma CENTOGENE, die an zahlreichen internationalen Flughäfen in Deutschland große Testzentren betreibt, sagt zur Umsetzbarkeit: „Das ist ohne Weiteres machbar. Wenn wir wissen, wir haben diese Strategie, werden wir auch im Sommer jeden, der hier ankommt, testen können.“
Die Firma CENTOGENE betreibt an mehreren Flughäfen Testzentren.
Bild: dpa
Dass nicht nur flächendeckende, sondern auch fälschungssichere Corona-Tests möglich wären, zeigt die Zusammenarbeit von Tech-Firmen und Testzentren zum Beispiel am Flughafen Frankfurt. Dort werden bereits seit Juni 2020 mit einer speziellen Verschlüsselungssoftware Testzertifikate fälschungssicher hinterlegt.
Report Mainz hat dem Bundesgesundheitsministerium einen umfangreichen Fragenkatalog zu den Recherchen geschickt und unter anderem gefragt, wie es sich zu einer Verschärfung der Kontrollen und verpflichtenden Tests an Flughäfen positioniere. Das Ministerium antwortete auf die meisten Fragen nicht konkret. Das Bundesinnenministerium bestätigte, dass es Kenntnis vom Phänomen der gefälschten Testzertifikate habe, sieht aber derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf.
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