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Halbfinalsieg gegen Dänemark: England steht erstmals im EM-Finale
Stand: 08.07.2021 00:48 Uhr
England hat sein erstes Gegentor in dieser EURO kassiert – das Halbfinale gegen Dänemark aber verdientermaßen noch gedreht. Dabei half ein schmeichelhafter Schiedsrichterpfiff.
Das 2:1 nach Verlängerung ging aufgrund der Spielanteile in Ordnung. Der zweite Treffer kam aber durch eine Szene zustande, die sich Schiedsrichter Danny Makkelie aus den Niederlanden noch einmal hätte anschauen müssen. Er tat es nicht – England spielt jetzt am Sonntag (11.07., ab 20.30 Uhr im Sportschau-Liveticker) im Finale gegen Italien.
England gegen Dänemark – die Zusammenfassung
3.7.2021 · 22:44 Uhr
Erstaunlich schwacher Beginn
Die Engländer hatten die Partie erstaunlich schwach begonnen. Offenbar beeindruckt von dem Szenario, vor 60.000 Fans eine historische Chance verpassen zu können, wirkte die Mannschaft von Gareth Southgate wie gelähmt. Nach vorne ging erstmal gar nichts, aber auch die bisher makellose Defensive leistete sich erstaunliche Patzer.
Besonders nervös wirkte Torhüter Jordan Pickford, der gleich zweimal unbedrängt einen Ball zum Gegner warf und Glück hatte, dass die Dänen seine Einladungen ausschlugen. Als dann Harry Kane im Aufbau den Ball an Jannik Vestergaard verlor, hätte der Außenseiter schon in Führung gehen können, doch Damsgaard zirkelte den Ball knapp vorbei.
Pickford fliegt ins Leere
Nur fünf Minuten später zielte Damsgaard besser. Englands Luke Shaw hatte im Mittelfeld Andreas Christensen gefoult, die Freistoßentfernung von gut 25 Metern sah allerdings nicht übermäßig gefährlich aus. Die Dänen machten es aber clever, bildeten eine Art Sichtschutz mit drei Spielern neben der englischen Mauer und irritierten damit offenbar Pickford. Damsgaard traf den Ball dann zwar klasse, aber auch alles andere als unerreichbar – doch Englands Keeper flog ins Leere und griff an der Kugel vorbei.
Die Führung gab Dänemark aber keine Ruhe. Und England hatte diesen Weckruf offenbar gebraucht. Endlich bekam der Favorit mehr Zug in seine Aktionen, bisher in der Offensive unsichtbare Spieler wie Kane und Mason Mount nahmen nun auch an der Partie teil.
Sterling zweimal nicht zu halten
Ein Positionswechsel brachte dann Dänemark aus der Ordnung. Mount hatte sich in der 38. Minute von seiner Spielmacher-Position auf die rechte Außenbahn begeben und hätte sich mit seiner präzisen Hereingabe eigentlich einen Assist verdient. Doch Raheem Sterling schaffte es aus allerbester Position, keine der beiden offenen Torecken, sondern den Körper des mutig herausstürzenden Kasper Schmeichel zu treffen.
England hielt den Druck in dieser Phase hoch, und die Dänen ließen sich zu tief hinten reindrängen. Ein öffnender Pass von Kane in den Lauf von Bukayo Saka deckte die Schwächen auf der linken Defensivseite ein zweites Mal auf – und diesmal folgenschwer: Sakas Hereingabe wollte Sterling gerade über die Linie drücken, als Simon Kjaer heranrauschte und zum bereits elften Eigentorschützen dieser EURO wurde.
„Ein Finale zuhause, was für ein Gefühl“ – Harry Kane zum Finaleinzug
8.7.2021 · 01:14 Uhr
Unfassbarer Eigentor-Rekord
Die bizarre Geschichte dieses Phänomens wurde damit um ein weiteres Kapitel erweitert: In allen EM-Endrunden zuvor hatte es insgesamt erst neun Eigentore gegeben.
Dem Spiel tat dieser Treffer aber nicht besonders gut. Es war nicht mehr ganz das langweilige Belauern aus der ersten halben Stunde, aber auch kein Festival der Geniestreiche. Die Engländer strahlten nur noch Gefahr aus, wenn sich bei Standards Harry Maguire hochschraubte, einen seiner Kopfbälle musste Schmeichel mit einem Klassereflex um den Pfosten lenken (55.).
Rice, Phillips und Højbjerg stark
Dass es bis in die Nachspielzeit keine klare Torchance mehr gab, war der Risikovermeidungsstrategie beider Mannschaften geschuldet. Aber es war auch beeindruckend, wie Kalvin Phillips und Declan Rice auf englischer und Pierre-Emile Højbjerg auf dänischer Seite immer wieder die gegnerischen Angriffe stoppten.
Erst in der Verlängerung kam mal wieder etwas Torgefahr auf, doch Schmeichel parierte in der 93. Minute den Flachschuss von Kane glänzend.
Sterling fällt und wird belohnt
England war nun total dominant, Dänemark zog sich immer weiter zurück. Entlastung gab es auch deshalb nicht, weil der eingewechselte Yussuf Poulsen vorne jeden Ball verstolperte. In einem Zweikampf mit Kane im Strafraum der Dänen forderten die Engländer dann einen Elfmeter, Makkelie gab aber zurecht Stürmerfoul.
Möglicherweise hatte der Niederländer diese Szene aber noch im Hinterkopf, als kurz danach Sterling mal wieder über die von Joakim Maehle an diesem Abend sträflich vernachlässigte linke Defensivseite in den Strafraum eindrang. Der City-Star hob theatralisch ab, als er einen Mini-Schubser von Matthias Jensen verspürt haben mag, er knickte aber dabei mit dem Unterschenkel weg, als wäre er hart getroffen worden.
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VAR greift nicht ein
Was Makkelie in dieser Szene gesehen haben will, wird sich wohl nicht auflösen lassen. Aber offenbar wegen der zarten Jensen-Berührung sah die VAR-Abteilung keinen Grund dafür, einzugreifen. Schmeichel hielt dann sogar den Kane-Elfmeter in der 104. Minute noch, klatschte ihn aber so unglücklich nach vorne ab, dass Kane den Nachschuss nur noch über die Linie zu drücken brauchte.
Kuriosum übrigens im Vorfeld der Szene: Als Sterling in den Strafraum eindrang, dribbelte er an einem zweiten Ball vorbei, der versehentlich aufs Feld gerollt war – da hätte Makkelie theoretisch auch schon unterbrechen können.
Schmeichel mit Laserpointern geblendet
Hinzu kam dann auch, dass Schmeichel vor der Ausführung des Strafstoßes mit Laserpointern geblendet wurde. Ob er den schwach geschossenen Ball sonst vielleicht sogar festgehalten hätte, ist aber reine Spekulation.
Die Dänen bekamen jedenfalls anschließend den Schalter aus ihrer zuvor zu abwartenden Haltung nicht mehr umgelegt. Ein Distanzschuss von Martin Braithwaite knapp am linken Pfosten vorbei war die einzige Halbchance, die sich im zweiten Durchgang der Verlängerung noch ergab.
Quelle: sportschau.de