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Krankenhäuser fordern Abkehr von Corona-Inzidenz als Richtwert
Stand: 31.07.2021 08:00 Uhr
Reicht die Inzidenz als maßgeblicher Faktor noch, um die Corona-Lage zu bewerten? Darüber wird seit Tagen gestritten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft setzt auf einen Mix aus mehreren Indikatoren – und fordert die Politik zum Handeln auf.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) plädiert für einen neuen Mix aus verschiedenen Indikatoren, um angesichts des Impffortschritts die Corona-Pandemie besser einschätzen zu können.
Die bisher maßgebliche Sieben-Tage-Inzidenz ist dabei nur noch einer von insgesamt zwölf Indikatoren, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf das ihr vorliegende Konzept berichtet. Weitere Kennzahlen sind unter anderem die Quote der positiven Tests, die Impfrate und die Klinikbelegung durch Covid-19-Erkrankte, zudem Faktoren, die die Dynamik des Geschehens erfassen.
Forderung nach Festlegung auf Indikatoren-Mix
„Mit dieser Matrix lässt sich auf einen Blick leicht erkennen, wie die aktuelle Pandemielage tatsächlich ist und welche Trends beziehungsweise Zusammenhänge es gibt“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem RND. So könnte man aus der Tabelle zum Beispiel schnell herauslesen, ob wieder gehäuft ältere, geimpfte Menschen in die Kliniken kämen, weil der Impfschutz nachlasse. „Die Politik muss endlich handeln und einen Indikatorenmix festlegen“, sagte er.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dringt schon seit Längerem auf die Berücksichtigung auch anderer Kennzahlen als der Inzidenz zur Einschätzung der Lage. Spahn verwies insbesondere auf die mittlerweile hohe Impfquote. Eine höhere Inzidenz führe dann nicht so schnell zu einer Überlastung des Gesundheitssystems.
Dagegen spricht sich der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, weiterhin dafür aus, die Inzidenz als „Leitindikator“ für die Entwicklung in der Corona-Pandemie zu betrachten. Dafür warb er zuletzt auch bei einer Schaltkonferenz zwischen Kanzleramtschef Helge Braun und den Chefs der Staatskanzleien der Länder zu Beginn der Woche.
Inzidenz bleibt für RKI wichtigster Frühwarnwert
Nach Ansicht des RKI bleibt die Zahl der Neuinfektionen der wichtigste Frühwarnwert. „Das ist für mich unbegreiflich“, widerspricht dem DKG-Chef Gaß. Es gehe schließlich darum, „die Akzeptanz in der Bevölkerung für Maßnahmen gegen Corona zu erhalten“.
Problematisch sei, wie andere Maßnahmen den Inzidenzwert beeinflussen. Gaß geht etwa davon aus, dass die neue Testpflicht für Reiserückkehrer zu steigenden Inzidenzen führen wird, weil schlichtweg mehr getestet wird. Diese Entwicklungen müssten richtig eingeordnet werden, etwa Gegenüberstellung mit der Quote der positiven Testergebnisse, sagte er dem RND.