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Mehrere Tote bei Massenpanik am Flughafen Kabul
Stand: 22.08.2021 09:33 Uhr
Am Flughafen in Kabul sind in der Menschenmenge sieben Menschen ums Leben gekommen. Die deutsche Botschaft appellierte angesichts der dramatischen Lage an Landsleute, nicht zum Flughafen zu kommen.
Von Silke Diettrich, ARD-Studio Neu-Delhi
„Liegen, wir brauchen Liegen“, schreien britische Soldaten vor dem Flughafen in Kabul. „Das ist ein Notfall“, sagt der Korrespondent von Sky News. „Das hier hat nichts mehr mit Abwicklung zu tun.“
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Silke Diettrich
ARD-Studio Neu-Delhi
Es gibt eine Massenpanik, weil die Menschen vor den Toren des Flughafens eingeklemmt werden. Frauen weinen, umklammern dabei ihre Babies. Männer liegen auf dem Boden und atmen, in voller Panik, in einem rasenden Tempo ein und aus. Soldatinnen und Soldaten schütten Wasser über die Köpfe der Afghaninnen und Afghanen, reichen Orangensaft. Eine Frau zittert so sehr, dass sie die Plastikflasche kaum selbst halten kann.
Auf dem Boden liegen weiße Plastikplanen, darunter leblose Körper. Menschen, die ihr Leben in Sicherheit bringen wollten und diesen Ansturm nicht überlebt haben. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums kamen sieben Menschen im Gedränge ums Leben.
Menschen sollen zu Hause bleiben
„Die Lage gestaltet sich weiterhin schwierig“ – so bezeichnete gestern Abend die Bundeswehr die Situation am Kabuler Flughafen. Mehrere Flugzeuge der Bundeswehr, in denen die Menschen aus Afghanistan rausgeholt werden sollen, waren gestern kaum besetzt. Die deutsche Botschaft warnt davor, zum Flughafen zu kommen: „Derzeit ist es grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben“, schrieb sie an ihre Landsleute.
Rund 60 verschiedene Nationen sind in Kabul vertreten. Sie alle suchen nun auch andere Wege, um die Menschen evakuieren zu können. Alles in Abstimmung mit den Taliban, sagen die USA. Afghaninnen und Afghanen sollen sich nun an anderen Orten in der Stadt sammeln, um dann mit Hubschraubern oder gepanzerten Fahrzeugen auf das Flughafengelände zu gelangen.
Die Zeit drängt
Die Bundeswehr teilte am späten Samstagabend mit, sie habe inzwischen mehr als 2100 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Die US-Streitkräfte haben innerhalb einer Woche 17.000 Menschen über die Luftbrücke in Sicherheit bringen können, heißt es aus dem Verteidigungsministerium der USA.
Der Sender CNN berichtet von der Gefahr eines Anschlags der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ und beruft sich dabei auf Quellen aus dem US-Verteidigungsministerium. Der Sprecher des Pentagons wollte bei einer Pressekonferenz dazu keine Details nennen. Die USA wollen eigentlich zum 31. August den Abzug ihrer Truppen abschließen. Daher drängt die Zeit: Die Luftbrücke könnte dann nicht mehr aufrechterhalten werden. Die anderen NATO-Mitglieder könnten dann keine Evakuierungen mehr durchführen.
Massenpanik am Kabuler Flughafen – Nationen suchen Alternativrouten
Silke Diettrich, ARD Neu-Delhi, 22.8.2021 · 09:28 Uhr