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RKI: „Fallzahlen haben sich auf zu hohem Niveau eingependelt“
Stand: 12.03.2021 11:57 Uhr
Die Infektionszahlen steigen – laut RKI-Chef Wieler besonders stark unter Kinder und Jugendlichen. Es gebe aktuell mehr Ausbrüche in Kitas als vor Weihnachten. Wieler rief daher dazu auf, weiterhin alle Schutzmaßnahmen zu beachten.
Angesichts einer beginnenden dritten Corona-Welle hat das Robert Koch-Institut (RKI) zur weiteren Einhaltung der Schutzmaßnahmen aufgerufen. „Diese dritte Welle müssen wir gemeinsam so flach halten wie möglich“, sagte Institutschef Lothar Wieler.
Es gelte zu verhindern, in eine Situation wie vor Weihnachten zu kommen, als es viele Erkrankungen, schwere Verläufe und Todesfälle sowie eine starke Belastung des Gesundheitssystems gegeben habe. Die Pandemie sei ein Marathon, so Wieler – man sei nun im letzten, besonders anstrengenden Drittel.
Mehr Ausbrüche in Kitas und bei Kindern und Jugendlichen
Die Fallzahlen in Deutschland hätten sich seit einiger Zeit auf zu hohem Niveau eingependelt, führte der RKI-Chef aus. Die Inzidenzen stiegen bei den unter 60-Jährigen wieder an – und seit Mitte Februar bei den Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren „sehr rasant“. Beobachtet würden wieder mehr Ausbrüche in Kitas, sogar mehr als vor Weihnachten.
„Die Fallzahlen haben sich seit einiger Zeit auf einem zu hohen Niveau eingependelt“, RKI-Präsident Lothar Wieler, zur aktuellen Corona-Lage
tagesschau24 11:00 Uhr, 12.3.2021
Es könne sein, dass die ansteckendere Variante B.1.1.7 hier eine Rolle spiele. In diesem Zusammenhang mahnte Wieler, man müsse in Schulen und Kitas „kluge Konzepte“ umsetzen, wenn man sie offen halten wolle. In einigen Bundesländern nähmen auch die Fallzahlen auf Intensivstationen wieder leicht zu.
Mehr Tests führen nicht zu höheren Infektionszahlen
Wieler betonte, dass die steigenden Infektionszahlen nichts mit der zuletzt gesteigerten Testaktivität nach der Zulassung von Selbst- und Schnelltests zu tun haben. Auch andere, klinische Indikatoren zeigten einen Anstieg der Infektionsfälle. Der RKI-Chef warnte davor, in Tests mehr als eine Momentaufnahme zu sehen. Man müsse sie verantwortungsvoll einsetzen und positive Ergebnisse von Schnell- und Selbsttests immer durch einen PCR-Test bestätigen lassen.
Es werde noch dauern, bis der Großteil der Bevölkerung geimpft ist, so Wieler. „Bis dahin bitte ich uns alle, halten wir uns weiter an die AHA+L-Regeln.“ Die Abkürzung steht für Abstand, Hygiene, Maskentragen und Lüften. Auch Kontakte gelte es weiterhin zu reduzieren. Die Impfung sei neben „unserem verantwortungsvollen persönlichen Verhalten“ das mächtigste Werkzeug, sagte der RKI-Chef. „Der beste Schutz ist eine niedrige Inzidenz.“ Am kontinuierlichen Rückgang der Zahl der Todesfälle sehe man, dass es richtig und wichtig gewesen sei, die Ältesten zuerst zu impfen. Jetzt freue er sich, so Wieler, dass bald auch Haus- und Betriebsärzte impfen werden.
Sieben-Tage-Inzidenz bei 72,4
Die Infektionzahlen in Deutschland sind zuletzt wieder gestiegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 12.834 Corona-Neuinfektionen – also 2254 mehr als vor genau einer Woche. Auch die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Freitagmorgen mit 72,4 deutlich höher als am Vortag (69,1).
Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 252 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 10.580 Neuinfektionen und 264 neue Todesfälle verzeichnet.
Die Infektionslage ist regional sehr unterschiedlich. Thüringen ist das einzige Bundesland mit einer Inzidenz über 100 – derzeit liegt sie bei 146,1. Der Thüringer Landkreis Greiz verzeichnet zudem bundesweit die mit 379,9 höchste Inzidenz aller Landkreise. Am niedrigsten ist die Inzidenz in Schleswig-Holstein – dort liegt sie bei 48,0. Nur ein weiteres Bundesland liegt ebenfalls unter dem Schwellenwert von 50: Im Saarland beträgt die Inzidenz 48,1.
Trend setzt sich fort
Bereits am Donnerstag hatte es einen deutlichen Anstieg der Corona-Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche und der Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag gegeben. Vor vier Wochen, am 12. Februar, hatte die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 62,2 gelegen.
Die Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar über Wochen deutlich zurückgegangen. Zuletzt stagnierte sie allerdings und stieg dann wieder an, was auch an der Verbreitung ansteckenderer Varianten des Coronavirus, wie der zuerst in Großbritannien aufgetretenen Mutation B.1.1.7 liegen könnte.
R-Wert bei 1,04
Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden – er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie rund 2,5 Millionen nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 73.062.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 1,04 (Vortag 0,96). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 104 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor acht bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter eins, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.