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Thrombose-Fälle: AstraZeneca nur für über 60-Jährige?
Stand: 30.03.2021 16:39 Uhr
Für den AstraZeneca-Impfstoff deutet sich eine geänderte STIKO-Altersempfehlung an – nur noch für Menschen über 60 Jahre. Am Abend berät die Kanzlerin das Thema Impfen mit den Ministerpräsidenten.
Nach den Meldungen über weitere Thrombose-Fälle im Zusammenhang mit einer Impfung des Herstellers AstraZenca deutet sich für das Vakzin eine geänderte Altersempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) an. Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf der STIKO hervor, der mehreren Medien vorliegt.
In dem Entwurf heißt es demnach, basierend auf der momentanen Datenlage empfehle die STIKO „im Regelfall“ die Impfung mit AstraZeneca „nur Menschen im Alter >60 Jahre“. Der Einsatz unterhalb dieser Altersgrenze „bleibt indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich“, heißt es den Angaben zufolge in dem Beschlussentwurf weiter.
Hanni Hüsch, ARD Berlin, zur Aussetzung des AstraZeneca-Vakzins
tagesschau 17:00 Uhr, 30.3.2021
Hinsichtlich der zweiten Impfstoffdosis für jüngere Personen, die bereits eine erste AstraZeneca-Dosis erhalten hätten, wolle die STIKO bis Ende April Stellung nehmen. Bis dahin sollten Studien ausgewertet werden, ob eine Zweitimpfung auch mit einem mRNA-Impfstoff wie etwa von BioNTech möglich ist.
Hintergrund der Diskussionen sind Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Dazu heißt es laut den Berichten in dem Beschlussentwurf: „Obwohl deutlich mehr Frauen betroffen waren, schränkt die STIKO vorsorglich ihre Empfehlung für beide Geschlechter ein.“
Gesundheitsminister beraten über AstraZeneca
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn beraten noch am Abend kurzfristig mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca. Das Bundespresseamt kündigte eine Pressekonferenz an – im Anschluss an ein „Informationsgespräch mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zur weiteren Verwendung des Impfstoffs von AstraZeneca“.
Mehrere Bundesländer haben die Impfungen mit AstraZeneca bei Menschen unter 60 Jahren bis auf Weiteres ausgesetzt. Einen Stopp beschloss auch die Stadt München.
Weitere Thrombose-Fälle bekannt
Bislang wurden in Deutschland 31 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfungen mit dem Wirkstoff des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens bekannt. Das berichtete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). In 19 Fällen wurde demnach zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut berichtete. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt.
Bei einer Sinusvenenthrombose, einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen, handelt es sich um die Verstopfung eines der großen venösen Blutgefäße im Gehirn durch ein Blutgerinnsel.
In mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, waren die Impfungen mit AstraZeneca nach Berichten über Fälle von sehr seltenen Blutgerinnseln vorübergehend gestoppt worden. In Deutschland waren vor allem Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren betroffen.
EMA hatte Sicherheit bekräftigt
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte später die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die STIKO hatte sich für eine weiteren Einsatz den Mittels ausgesprochen. Die Impfungen mit AstraZeneca wurden wieder aufgenommen.
Laut Impfquotenmonitoring des Robert Koch-Instuituts (RKI) wurden bislang etwa 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von AstraZeneca verimpft.