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USA drohen mit Konsequenzen, falls Nawalny stirbt
Stand: 18.04.2021 16:30 Uhr
Der inhaftierte Kreml-Kritiker Nawalny befindet sich im Hungerstreik, Ärzte warnen vor einem Herzstillstand. Immer mehr Staaten fordern die russische Regierung zum Handeln auf – und drohen mit Konsequenzen, sollte Nawalny sterben.
Bundesaußenminister Heiko Maas hat von Russland eine sofortige „adäquate medizinische Behandlung“ des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gefordert. „Wir verfolgen mit großer Sorge, dass sich die Gesundheit von Alexej Nawalny immer weiter verschlechtert“, sagte der SPD-Politiker der „Bild“-Zeitung.
Nawalnys Recht auf medizinische Betreuung müsse „unverzüglich gewährt werden“. Diese Forderung sei bereits am Freitag dem russischen Botschafter übermittelt worden, berichtete „Bild“ unter Berufung auf das Auswärtige Amt. Maas kündigte an, dass sich der am Montag in Brüssel tagende Rat der EU-Außenminister mit der Lage Nawalnys befassen werde.
Die US-Regierung drohte Russland mit Konsequenzen, sollte Nawalny im Gefängnis sterben. „Wir haben der russischen Regierung mitgeteilt, dass das, was mit Herrn Nawalny in ihrem Gewahrsam geschieht, in ihrer Verantwortung liegt“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, dem Sender CNN. „Es wird Konsequenzen geben, falls Herr Nawalny stirbt.“ Über mögliche spezifische Maßnahmen gegen Russland in einem solchen Fall wolle er derzeit nicht öffentlich sprechen.
Kreml-Kritiker Nawalny nach Hungerstreik in Lebensgefahr
Jo Angerer, ARD Moskau, tagesschau 20:00 Uhr, 18.4.2021
Ärzte: Nawalny könne jede Minute sterben
Zuvor hatten Nawalnys Ärzte angesichts seines sich verschlechternden Gesundheitszustandes vor einem Herzstillstand gewarnt. Der Kreml-Kritiker will mit einem Hungerstreik erreichen, dass ihm eine angemessene medizinische Versorgung gewährt wird. Zuletzt klagte er über heftige Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle in Armen und Beinen.
Am Samstag forderten seine persönliche Ärztin Anastasia Wasiljewa und drei ihrer Kollegen, darunter ein Herz-Spezialist, Zugang zu dem Inhaftierten. Wegen kritischer Kaliumwerte drohten dem 44-Jährigen „jede Minute“ eine eingeschränkte Nierenfunktion sowie ernsthafte Herzrhythmusprobleme, erklärten sie.
Unterstützer rufen zu neuen Protesten auf
Angesichts der dramatischen Lage haben Unterstützer Nawalnys für Mittwochabend zu neuen Massenprotesten aufgerufen. „Es ist Zeit zu handeln“, schrieb der Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow auf Facebook. Es gehe nicht mehr nur um die Freiheit des Oppositionellen, sondern „um sein Leben“. Die Demonstrationen sollen am Mittwoch um 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MESZ) stattfinden. Das ist der Tag, an dem Präsident Wladimir Putin eine Rede zur Lage der Nation halten will.
Wolkow schrieb, es könne zu einer entscheidenden Auseinandersetzung gegen das „absolut Böse“ kommen. Möglicherweise sei es eine der letzten Oppositions-Demonstrationen in den kommenden Jahren. „Denken Sie nicht, dass es auf uns nicht ankommt“, heißt es in dem Aufruf weiter. Bei landesweiten Solidaritäts-Demonstrationen für den Oppositionellen waren im Januar und Februar mehr als 11.000 Menschen festgenommen worden.
Nawalny hatte im vergangenen August einen Anschlag mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok überlebt. Nach dem Anschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, wurde er nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. Nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar wurde er festgenommen und zu mehrjähriger Haft im Straflager verurteilt.
