NEUIGKEITEN
Waldbrände am Mittelmeer: „Unser Ende ist nahe“
Stand: 08.08.2021 08:24 Uhr
Griechenland, Türkei, Italien: Die Waldbrände in Südeuropa sind noch immer außer Kontrolle. Immer neue Brandherde verschärfen die Lage weiter. Nun sind Hunderte ausländische Hilfskräfte auf dem Weg in die Krisenregion.
Im Süden Europas ist kein Ende der Feuersbrünste in Sicht. Auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa ist die Lage nach Worten des Bürgermeisters der kleinen Hafenstadt Istiaia, Giannis Kotzias, katastrophal: „Wir sind allein. Unser Ende ist nahe“, sagte er dem griechischen Nachrichtensender Skai.
Fast 500 Feuerwehrleute und zahllose Bürger waren dort im Einsatz. Die Anwohner versuchten, mit Traktoren Schneisen zu schlagen und das Übergreifen der Flammen auf ihre Häuser zu verhindern. In weiten Teilen ist der Strom ausgefallen und immer mehr Ortschaften werden evakuiert, während sich das Feuer über das dicht mit Pinien bewaldete Eiland frisst.
Zudem stehen große Teile der Halbinsel Peloponnes in Flammen. 70 Prozent der Gegend seien zerstört, sagte die Vizebürgermeisterin des Ortes Ost Mani, Eleni Drakoulakou. „Es ist eine biblische Katastrophe.“
Schwere Großbrände in Griechenland dauern an
tagesschau 02:20 Uhr, 8.8.2021
Noch immer 64 aktive Brände
Bei Athen griffen die Flammen auf den letzten größeren Wald in der Gegend über, den Nationalpark am Berg Parnitha. Ein 38-jähriger Freiwilliger wurde von einem umstürzenden Strommast erschlagen.
Katastrophenschutzchef Nikos Hardalias sagte, die Feuerwehr habe es mit einer außerordentlich gefährlichen und schwierigen Lage zu tun, die es so noch nicht gegeben habe. In dieser Woche seien 154 Brände ausgebrochen, von denen 64 immer noch loderten. Lediglich im Norden Athens schien sich die Lage zuletzt etwas zu entspannen. Allerdings seien die Einsatzkräfte in höchster Alarmbereitschaft, weil immer wieder neue Brände aufloderten, sagte Chardalias. Neben der Feuerwehr ist dort auch das Militär im Einsatz, um neue Großbrände zu verhindern.
Hunderte Helfer aus dem Ausland
Zunehmend erreichen auch Helfer aus dem Ausland Griechenland. Am Samstagabend kamen zwei Hubschrauber samt Besatzung aus Ägypten an. Hilfe wurde auch aus Polen, der Slowakei, Tschechien, Großbritannien, Katar und Kuwait zugesagt.
Auch Deutschland will 200 Feuerwehrleute und Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks schicken; heute sollen sich unter anderem knapp 60 Helfer aus Nordrhein-Westfalen auf den Weg nach Athen machen. Die Hilfe ist dringend nötig, die Einsatzkräfte und die Bewohner der betroffenen Regionen sind nach über einer Woche Dauereinsatz am Ende ihrer Kräfte.
Feuer in Griechenland wüten weiter: Evakuierungen mit Schiffen auf Euböa
Natalie Amiri, ARD Athen, tagesthemen 23:20 Uhr, 7.8.2021
100.000 Hektar Land in der Türkei bereits verbrannt
Auch in der Türkei waren sechs Brände weiterhin außer Kontrolle. Dort machen sich deshalb Freiwillige aus anderen Landesteilen auf den Weg in die Krisengebiete. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad reisten Tausende auf eigene Faust in die Brandgebiete, um dort den Kampf gegen die Flammen zu unterstützen.
In den Bergen der türkischen Gemeinde Köycegiz brennt es seit Tagen. Drei Dörfer mussten evakuiert werden. Landesweit sollen Experten zufolge bisher weit über 100.000 Hektar Land gebrannt haben. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik am Krisenmanagement der Regierung laut. Zu Beginn der Brände standen etwa kaum einsatzfähige Löschflugzeuge zur Verfügung. Mit Hilfe aus dem Ausland sind mittlerweile 20 Flieger und mehr als 50 Hubschrauber gegen das Feuer im Einsatz.
Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen unterstützen Helfende und Bewohner dieser Tage. An den Rändern der Straßen, die in die Berge führen, bauen sie Stände mit Essen und Getränken auf.
Zwei Tote in Italien
Auch in Italien ist die Feuerwehr im Dauereinsatz. Dort meldeten die Einsatzkräfte am Samstagabend landesweit rund 800 Einsätze wegen Waldbränden; zwei Menschen sollen dort bei Feuern ums Leben gekommen sein. Allein auf Sizilien rückte die Feuerwehr 180 Mal aus. Die beliebte Urlaubsinsel war damit am stärksten betroffen.
Mehr als 100 Einsätze hatten die Retter zudem in Kalabrien im äußersten Süden Italiens und in Apulien an der Adria. In Kalabrien loderten die Flammen unter anderem in einem Nationalpark. Aus der Region meldete die Feuerwehr auch zwei Todesopfer, die bei den Waldbränden ums Leben kamen.
Deutschland schickt Waldbrand-Hilfe nach Griechenland
Alfred Schmit, ARD Berlin, 7.8.2021 · 08:35 Uhr
avatar
Non-Partisan
08.08.2021 • 09:23 Uhr
Es muss vor allem gehandelt werden
Indem man die Brandstifter findet und hart bestraft. Die Frage ist doch, wieviele der Brände von Menschen gelegt wurden, um Flächen in Zukunft einer anderen Nutzung zu unterziehen und was gegen diese Menschen unternommen wird?