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Jemen: Erbitterte Schlacht um Marib

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Jemen: Erbitterte Schlacht um Marib

Stand: 28.04.2021 20:18 Uhr

Um die Stadt Marib im Norden des Jemen tobt eine Schlacht, die das Kräfteverhältnis im Bürgerkrieg und die Suche nach einem Ausweg erheblich beeinflussen könnte. Den Preis zahlt einmal mehr die Bevölkerung.

Von Daniel Hechler,
ARD-Studio Kairo

Sie stehen nur noch wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, die Verteidigungslinien der Regierungstruppen bröckeln. Auch die Luftunterstützung durch saudische Kampfjets kann den Vormarsch der Huthi-Rebellen offenbar kaum noch stoppen. Marib steht unter Dauerbeschuss. Es könnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Provinzhauptstadt fällt.

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Daniel Hechler
ARD-Studio Kairo

Marib ist die letzte Hochburg der Regierung im Norden des Jemen. Ihr Verlust wäre für sie eine herbe Niederlage. Das Verteidigungsministerium ist dort angesiedelt. In der Nacht zum Mittwoch wurde es durch eine Rakete getroffen, ein hochrangiger Militär soll dabei ums Leben gekommen sein. Zudem befinden sich Ölfelder in der Region.

Den Huthi-Rebellen scheint jedes Mittel Recht, Marib einzunehmen. Seit Tagen schicken sie Hunderte weitere Kämpfer in die Region, laut Militärs auch Kindersoldaten, die an der Front ihr Leben lassen müssen. Von Hunderten Toten seit Beginn der Offensive im Februar ist die Rede.

Schwere Gefechte im Jemen
Daniel Hechler, ARD Kairo, tagesschau24 14:00 Uhr, 28.4.2021

Wieder sind viele auf der Flucht

Abeer Etafa vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen spricht vom „verlustreichsten Konflikt“, den die Region seit 2018 erlebt hat. Die Gefechte griffen mittlerweile auf die ganze Region über. Die Situation sei sehr ernst, sagt er. „Augenzeugen berichten uns von extrem schweren Gefechten, vielen Toten, von zunehmender Lebensmittelknappheit, Hunger. Sehr viele Menschen sind vertrieben worden.“

Die 140 Flüchtlingscamps in der Region seien schon überfüllt, in einigen lebten 400.000 Menschen in Zelten und improvisierten Unterkünften, umgeben von Wüste. Trinkwasser und Lebensmittel sind knapp.

Verzweifelt nach sechs Jahren Krieg

Millionen Menschen im Jemen sind kraftlos und verzweifelt nach sechs Jahren Krieg. Seit 2015 kämpft eine Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens mit Einheiten der international anerkannten Regierung gegen die Huthi-Rebellen. Diese kontrollieren weite Teile des Nordens, unter anderem die Hauptstadt Sanaa, 75 Kilometer westlich von Marib. Sie haben eine hohe Kampfmoral, sind guerillaerprobt und werden vom Iran unterstützt.

Es ist ein klassischer Stellvertreterkrieg, der bislang keinen Sieger hervorgebracht hat, unter dem vor allem die Zivilbevölkerung furchtbar leidet. Zehntausende Menschen sind schon ums Leben gekommen, Millionen auf der Flucht. Zwei Drittel der Bevölkerung ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Das Land steht kurz vor einer Hungersnot. Die Vereinten Nationen sprechen von der „schwersten humanitären Krise der Welt“. Abeer Etafa vom Welternährungsprogramm fordert ein sofortiges Ende der Kämpfe, damit die Menschen wieder zu Kräften kommen können.

Saudi-Arabiens Kronprinz will Waffenruhe

Auch Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman scheint nicht mehr an einen Sieg im Jemen zu glauben und bietet eine Waffenruhe an. In einem Fernsehinterview am Dienstagabend schlägt er gegenüber dem Iran versöhnliche Töne an: „Wir wollen, dass der Iran aufblüht und wächst.“ Alle relevanten Gruppierungen im Jemen sollten sich an den Verhandlungstisch setzen und Lösungen finden, die im Interesse der Menschen und der Region seien, fordert er an die Adresse der Huthis.

Das dürfte ganz im Sinne der USA sein. Die neue Biden-Administration hat klar gemacht, dass sie ein Ende des Militäreinsatzes will, ansonsten keine Waffen mehr an den Bündnispartner in Riad liefern wird. In Bagdad laufen schon seit Wochen Geheimverhandlungen zwischen Vertretern Saudi-Arabiens und dem Iran mit dem Ziel einer Annäherung und einer friedlichen Lösung für den Jemen. Bislang allerdings ohne greifbare Ergebnisse.

Die Huthis jedenfalls scheinen derzeit kein Interesse an Gesprächen zu haben. Sie suchen die Entscheidung auf dem Schlachtfeld, um dann womöglich aus einer Position der Stärke heraus an den Verhandlungstisch zu kommen. Das allerdings bedeutet noch mehr Leid für die Bevölkerung des Jemen. Die Entscheidungsschlacht um Marib könnte viele weitere Todesopfer fordern, Tausende Menschen in die Flucht treiben.


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